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Tipps für den Tango-Notebook-DJ, Teil II

Die Software

Es existiert eine Reihe von spezieller DJ-Software, die sich aber stark auf Features wie Beatcounting und Beatmixen konzentriert, was für den Tango-DJ (wenigstens vorläufig) kein allzugrosses Thema sein dürfte. Nach vielen Tests und Versuchen bin ich bei einer Kombination kostenloser Software gelandet, die meine Bedürfnisse optimal befriedigt und die schon mehrfach übernommen wurde.

Für die Verwaltung meiner Musikbibliothek und das Vorhören per Kopfhörer setze ich Itunes (PC-Version) ein, für den Master-Kanal Winamp. Das sieht so aus:
Hardcopy ITunes und Winamp
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Das Schöne an der Sache: Die Tracks können von Itunes per Drag and Drop in die Winamp-Playliste gezogen werden (Was beispielsweise mit zwei Winamp-Instanzen nicht funktioniert). Winamp erlaubt die Zuordnung einer Soundkarte über Options>Preferences>Plug- ins>Output>Direct Sound Output>Configure. Hier sollte unter dem Reiter „Device" der Kanal für den Master-Ausgang gewählt werden, im Fall der Echo Indigo ist das „Indigo DJ 3-4 Virtual Out".
Indigo Virtual Out
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Itunes hingegen verwendet zumindest in der PC-Version das Standard-Device des Betriebssystems – daran gibts nichts zu rütteln, wenigstens bis jetzt nicht. Das Standard-Device kann via Systemsteuerung > Audiogeräte eingestellt werden (Windows XP). Da mit Itunes ja vorgehört werden soll, wird hier der Kopfhörerausgang gewählt, im Falle der Indigo die Kanäle 1 und 2.

Mit dieser Konfiguration lassen sich die einzelnen Tracks problemlos per Doppelklick in Itunes über Kopfhörer vorhören und können bei Bedarf per Drag-and-Drop in die Winamp-Playliste aufgenommen werden. Itunes-Playlisten übernehmen in dieser Konfiguration die Rolle von Sammlungen innerhalb der Bibliothek. So können z.B. die gerade favorisierten Vals, Milongas oder was auch immer in Playlisten gesammelt und so auch sehr schnell wieder abgerufen, vorgehört und in die Winamp-Playliste überführt werden. Ich arbeite ständig mit vielen solchen „Themensammlungen", die sich über die Zeit auch immer wieder ändern und Titel von „Fresedo zum Kuscheln" bis „1000x mal Runtergenudelt" tragen. In Kombination mit dem Browserfenster von Itunes, das bei sauber angeschriebenen Files das Durchsuchen nach Titel, Interpret,Album und Genre erlaubt, hat man den gesamten Bestand so gut im Griff, dass CD-DJs nur davon träumen können.

Die Audiofiles

Die Audiofiles müssen meist erst von CD auf ein entsprechend komprimiertes Format konvertiert werden. Codecs gibt es eine ganze Reihe, ich selbst verwende aus Kompatibilitätsgründen MP3, auch wenn es unter anderen Aspekten möglicherweise nicht das optimale Format ist. Ogg Vorbis ist da z.B. ein vielversprechender Kandidat Verschiedene Vorteile zu den einzelnen Codecs und Encodern will ich hier nicht diskutieren, da dazu schon sehr viele Informationen im Netz zu finden sind und das Thema eine Wissenschaft für sich ist, in der zudem Subjektivität und Objektivität schwer auseinanderzuhalten sind. Trotzdem ein paar Worte zur Qualität: alte Tangoaufnahmen enthalten sehr wenig Information, Bässe sowie Obertöne fehlen zumeist ganz, was ein Blick auf das Frequenzspektrum beweist. Hier reichen 128 kps vollkommen aus, alle anderen Behauptungen sind aus der Luft gegriffen – mehr Information zu speichern als eigentlich da ist macht keinen Sinn. Für neuere Aufnahmen verwende ich mindestens 192 kps, meist 256 kps - aber wie gesagt, da scheiden sich die Geister.

Ein sinnvolles Browsen in der Musik wir natürlich erst möglich, wenn die Files sauber sortiert und angeschrieben sind. Das ist eine Heidenarbeit. Ausführliche Tipps hierzu lasse ich an dieser Stelle ebenfalls aus Platz- und Zeitgründen weg, zumal die Geschmäcker bezüglich Bibliotheksorganisation auch sehr verschieden sind. Verschiedene Freeware für das File-Tagging ist auf dem Netz zu finden, ich arbeite hauptsächlich mit mp3tag. Wer sich die Mühe macht, jeden einzelnen Track mit dem entsprechenden Genre zu taggen (also Tango, Vals, Milonga usw.) kann sich in Itunes beispielsweise all die einzelnen, auf Tangoalben verstreuten Vals auf einen Blick anzeigen lassen und behält den vollen Überblick über seine Sammlung. Wer nicht dauernd die Lautstärke nachregeln will, sollte seine Files normalisieren ein geeignetes Tool dafür ist das bekannte MP3 Gain , und kostenlos ist es auch noch. Allerdings ist auch bei normalisierten Files natürlich eine Lautstärkeanpassung von Zeit zu Zeit nötig.
 

Sound Enhancement

Wer einen hohen Anspruch an die Tonqualität hat und es in Kauf nehmen will, den ganzen Abend an seinem Equipment rumzuschrauben, um für den jeweiligen Track die jeweils optimalen Einstellungen zu finden, sollte sich mit Geräten wie Psychoakustikprozessoren (auch als Exciter bekannt) und / oder Kompressoren auseinandersetzen.

Psychoakustikprozessoren simulieren mit kontrollierten Verzerrungen Obertöne und versuchen, Bassinformationen zu rekonstruieren. Bei neueren Aufnahmen sind diese Tricks völlig unnötig und schaden eher, ältere Aufnahmen mit entsprechenden Qualitätsmängeln können davon jedoch enorm profitieren. Meine Experimente mit einem SPL Vitalizer zeigten, dass vor allem bei Aufnahmen „mittleren Alters" wie z.B. D'Arienzo's „Pavadita" wesentliche Klangverbesserungen möglich sind – bei den richtigen Einstellungen. Sehr günstige Psychoakustikprozessoren sind von Behringer zu haben, der fast schon berühmte Behringer Ultrafex hat mich im Vergleich zum SPL Vitalizer nicht überzeugt, ist aber mit etwa 130.- CHF auch etwa um das fünfache billiger als die Konkurrenz. Kompressoren verdichten das Klangmaterial, in dem sie Lautstärke-Spitzen abschwächen und so einen höheren Gesamtgrundpegel erlauben (stark vereinfacht gesagt). Damit wird natürlich der Dynamikumfang verringert, was zu Hause wenig Sinn macht, aber in einem Club mit Hintergrundgeräuschen sehr viel zur Präsenz der Musik beitragen kann, ohne dass sie zu laut wirkt. Auch hier bietet Behringer preiswerte Modelle an, ich habe mit dem Composer Pro XL sehr gute Erfahrungen gemacht. Composer Pro Sehr gute Kompressoren kosten schnell einmal ein paar Tausend Franken, diese Geräte sind aber für den Tango-DJ sicher ein Overkill und werden eher für Musikstudios, Radiosender usw. gebaut.

Die billigste Lösung ist softwarebasiert: iZotope bietet ein Plug-In (Ozone) für Winamp und andere Media-Player an, das nur rund 30 USD kostet und einfache Kompressor- sowie Psychoakustik-Funktionen nebst einem parametrischen Equalizer bietet.

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Sicher nicht zu vergleichen mit den oben aufgeführten Hardwarelösungen, aber eine gute Sache, wenn man erstens nicht zuviel Hardware mit sich herumschleppen will und zweitens eine möglichst günstige Lösung sucht. Ältere Notebooks wird das Plug-In allerdings in die Knie zwingen, da es verständlicherweise sehr ressourcenhungrig ist – es rechnet die Signale in Echtzeit um.

Auch ich lasse oft Kompressor und Psychoakustikprozessor zuhause und arbeite stattdessen mit iZotope Ozone – mit den richtigen Einstellungen lassen sich gute Ergebnisse erzielen. A propos richtige Einstellungen: die Einsatz von solchen „Sound Enhancement-Lösungen" ist nicht ganz ungefährlich – die Klangqualität damit zu verschlechtern ist nämlich sehr viel einfacher, als sie zu verbessern. Dazu kommt, dass das Musikmaterial des Tango-DJs sehr heterogen ist. Eine Konfiguration, die das Optimale aus einem alten Donato rausholt, bläst den Tanzenden bei der anschliessenden Color Tango-Tanda die Ohren weg – oder zerfetzt die Lautsprecher . Das Verstehen, Nachregeln, Ausprobieren und Üben mit diesen Geräten und Tools ist also unerlässlich, ansonsten lässt man sie lieber gleich weg.

Fazit

Das Notebook kann mit viel Zeit und ein paar hundert Franken zum optimalen Arbeitsgerät für den Tango-DJ umgewandelt werden. Aber: während ein CD-DJ bezüglich Tonqualität nicht sehr viel falsch machen kann, sollte der Notebook-DJ sein Equipment sorgfältig wählen.

Auf keinen Fall sollte die komfortable Playlistenerstellung dazu verleiten, ganze Abende im voraus zu programmieren oder einfach eine alte Playliste eines vergangenen Abends zu laden. Ein Notebook-DJ kann viel flexibler und schneller auf die Stimmung im Raum reagieren, und das sollte er sich nicht durch Nachlässigkeit oder Bequemlichkeit wieder zunichte machen – sondern sich mit voller Aufmerksamkeit auf die Stimmung der Tanzenden hinter seinen heissgeliebten Rechner klemmen, bis der ganze Saal im Tangorausch versinkt.

Jonas Luell, jluell at web dot de
Club Silbando www.tango.ch
Revancha www.revancha.ch (redaktionelle Anmerkung: Link existiert nicht mehr)


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update: 07 Aug 2010 © tangoinfo.ch
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