Jonas Luell hat einen interessanten Artikel zum Thema TJ-ing publiziert.
Dieses Thema wäre mit Sicherheit einen weiteren, ebenso umfassenden Artikel
wert. Im Moment möchte ich aus Zeitgründen lediglich einige Antworten auf
die Frage von Albert zum Thema brauchbare Software für Apple machen.
Albert fragt, mit welchen Tools man iTunes auf Mac kombinieren kann, damit
paralleles Beschallen und Vorhören möglich wird. Ich beschreibe hier ganz
persönliche Lösungen, mit denen ich arbeite. Andere TJs haben bestimmt
andere, ebenso gute Lösungen gefunden. Es wäre interessant zu erfahren,
womit andere TJ arbeiten.
Eine Antwort gleich vorweg: Zwei Instanzen iTunes auf einem Mac
funktionieren im Moment nicht. Das soll an Quicktimes Programmierung liegen,
sagten mir zwei Software-Entwickler. Obwohl das mit Quicktime 7 behoben sein
sollte, sagte mir ein anderer Software-Entwickler. Ich bin kein
Informatiker. Daher kann ich dazu kein kompetentes Urteil abgeben. Bis sich
die Herren Informatiker entschieden haben, was Fakt ist, weiche ich auf
andere Lösungen aus.
Einige Bemerkungen zu meinem Setup
Ich habe meine Musikbibliothek im Format AIFF angelegt - aus Qualitätsgründen. AIFF-Files sind ziemlich speicherintensiv. Sie sind auf
eine exterenen Festplatte ausgelagert. Die kompakten Formate des
Fraunhofer-Istituts, MP3 und deren Weiterentwicklungen, haben mich nie
überzeugt.
Das Konvertieren meiner Musikbibliothek hat bereits 6 Monate in Anspruch
genommen. Und es wird sicher nochmals 6 Monate dauern, bis ich diese
Knochenarbeit abschliessen kann. Daher bin ich nicht bereit, die Verwaltung
über ein Tool zu lösen, dessen Fortbestand nicht sichergestellt ist. Dann
müsste ich diese Arbeit nochmals erledigen.
Die Echo Indigo DJ-Card, die Jonas Luell empfiehlt, klinkt sich direkt in
den Laptop-Bus ein. Solche PC-Card-Lösungen sind als einzige vollkommen
stressfrei. Sie blockiert keine anderen Schnittstellen wie Firewire oder USB
und damit sind die berüchtigten Synchronisations- und
Kompatibilitätsprobleme vom Tisch, die den TJ-Alltag zur Hölle machen
können. Ich arbeite ich mit einem externen Wandler/Mixer der Firma RME in
Deutschland. URL: www.rme-audio.de. Es ist deren DSP-System, in meinem Fall
ein Hammerfall Multiface plus PC-Slot-Card. Für DOSen bietet dieses System
übrigens noch mehr Software, als für Mac. Sehr interessant.
Vergrösserung des Bildes
Eine bequeme, teure Lösung
Im Moment benütze ich der Bequemlichkeit halber meist zwei Powerbooks, was
viel übersichtlicher ist, als ein Bildschirm. Eines zum Vorhören und eines
zum Beschallen. So muss ich mich nicht ständig mit zwei GUIs beschäftigen.
iTunes doppelt reicht. Zudem kann ich bei iTunes sicher sein, dass das Tool
langfristig weiter entwickelt wird. Es gehört zu den strategischen Produkten
der Firma Apple. Für mich funktioniert diese Lösung sehr gut. Es genügt,
zwischen den beiden Powerbooks eine simple Ethernetverbindung zu stecken und
in iTunes die Sharing-Funktion zu aktivieren. Aber nicht jeder hat daheim
zwei Powerbooks herum liegen.
Software-Alternativen
In meinen Augen gibt es für Macs immer noch keine rundum überzeugende
Software-Lösung. Ich wünsche mir was ziemlich simples: eine
iTunes-Erweiterung, die mehrere Instanzen auf einem Gerät möglich macht und
sich auf verschiedene Kanäle eines externen Wandler/Mixers routen lassen.
Bis heute habe ich keine Software gefunden, die ein mit iTunes vergleichbar
intuitives und übersichtliches GUI bieten würde. Und ich habe im Netz
tagelang gesucht, dutzende von Tool ausprobiert. Damit ein Tool für mich
brauchbar ist, muss es in der Lage sein, iTunes Playlists zu übernehmen und
dabei wenigstens die Tags Titel und Orchester korrekt importieren. Viele
Hersteller versprechen das blaue vom Himmel herunter. Aber manches, oft
Essentielles, funktioniert im Alltag dann doch nicht. Ich denke, das kennt
jeder aus eigener Erfahrung.
Fast alle DJ-Mixing-Software konzentriert sich auf Funktionen bis zu
Abwinken. Es ist das leidige Microsoft-Syndrom, das auf Kosten der Ergonomie
geht. Dabei steht beatsynchrones Überblenden, teils automatisiert, im
Vordergrund. Wir TJs brauchen das nicht. Dafür wünschen wir uns eine
Verwaltung unserer Musikbibliothek, die möglichst übersichtlich ist - iTunes
eben. Ich kenne im Moment keinen besseren Mix aus schneller, intuitiver
Bedienung, Übersichtlichkeit und Informationsvielfalt, dessen
Weiterentwicklung sichergestellt ist.
Am meisten hochgejubelt wird das Tool Traktor DJ Studio aus Deutschland.
URL: www.nativeinstruments.de. Als ich mit meinem Wunsch der Tags-Übernahme
aus AIFF-Files an die Entwickler herangetreten bin, habe ich keinerlei Gehör
gefunden. Die behaupten, dass das bei ihrer neusten Demo-Version wunderbar
funktioniert. Die Demo läuft aber nur eine halbe Stunde. Und bis dann
schafft das Tool es nicht mal, meine Musikbibliothek zu indexieren. Ich
konnte das Tool gar nie ausprobieren.
Vergrösserung des Bildes
In der Schweiz hat Traktor DJ Studio einen guten Importeur. Der verstand
meine Frage im Gegensatz zum Entwicklerteam, zeigte sich interessiert. Eine
Antwort auf meine Frage zur Tag-Übernahmen konnten der mir ebenso wenig
geben. Hier würde es sich lohnen, nochmals einen Vorstoss zu machen. Das
Tool ist zwar etwas teuer. Aber wenn es hält, was die Werbung verspricht,
dann ist Traktor DJ Studio eine interessante Alternative, übrigens auch auch
für DOSen.
Das Tool Megaseg aus den USA finde ich sehr interessant. URL:
www.megaseg.com. Hier steht nicht technischer Schnickschnack im Vordergrund.
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Leider wurde in der neusten Version weniger die Verwaltung der
Musikbibliothek ausgebaut, mehr die technischen Spielereien. Es scheint,
dass man sich dem als Entwickler kaum entziehen kann.
Im Format AIFF kann Megaseg die Tags nicht übernehmen. Zumindest hat das bei
mir nie geklappt. Es kommt lediglich der Titel mit. Spätestens bei 13
Versionen von Desde el Alma habe ich dann ein unlösbares Problem. Sollte die
Tag-Übernahme einwandfrei funktionieren, ist Megaseg ein Tool, das ich sehr
genau evaluieren werde.
Eine andere, preiswerte Lösung
Seit wenigen Tagen ist eine neue Version des Tools DJ-1800 aus den USA auf
dem Markt. Im Moment bin ich am Austesten der neusten Betaversion. Mit
Betaversionen von DJ-1800 habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie sind
stabiler als die offiziellen Versionen. Ich werde das Tool an meiner
nächsten Milonga erstmals in der neusten Version verwenden.
Vergrösserung des Bildes
DJ-1800 bietet zwei oder vier Player und, falls nötig einen Mixer und einen
Crossfader. Mit Hammerfalls DSP-System reichen mir die vier virtuellen
Player. DJ-1800 übernimmt iTunes Playlists problemlos, kommt mit meiner
Musikbibliothek mit vielen tausend Files schnell genug und ohne sich zu
verschlucken zurecht und die Player lassen sich auf verschiedene Kanäle
eines externen Wandler/Mixers routen.
Vergrösserung des Bildes
Nicht erschrecken, wenn DJ-1800 aufstartet. Das Tool sieht im ersten Moment
ziemlich doof aus. Es simuliert Denon-DJ-Hardware ziemlich realistisch und
verbraucht so natürlich eine Unmenge Bildschirmfläche. Einmal fertig
eingerichtet können je 2 Player, der Mixer und der Crossfader separat auf
einen Bruchteil des Platzbedarfs zusammengeklappt oder ganz ausgeblendet
werden, damit iTunes den grössten Teil des Bildschirms für sich beanspruchen
kann. Und dann ist das GUI ganz ordentlich. Es stehen vielfältige
Tastatur-Shortcuts zur Verfügung.
Ein Screenshot meiner Lösung vermittelt einen Eindruck meines Setups. Mit
dieser Lösung evaluieren ich in iTunes und beschalle und vorhöre in DJ-1800.
Ich kann Stücke aus iTunes mit der Maus in einen der Player ziehen und
spielen oder vorhören. Zudem kann ich in DJ-1800 mit einem einzigen
Mausklick auf jeden der vielen tausend Titel meiner Musikbibliothek
zugreifen. Das funktioniert per Pull-Down mit Submenus. In meinen Augen eine
intuitiv zu bedienende Lösung.
Vergrösserung des Bildes
Es gibt eine Demoversion von DJ-1800. Damit hatte ich allerdings Probleme.
Der Import der Playlists hat nicht geklappt. Da das Tool nicht alle Welt
kostet, was das Problem schnell behoben. Besonders erfreulich bei DJ-1800:
man kann den Entwickler per Mail erreichen. Und er antwortet nicht nur. Die
wichtigsten Wünsche zu Weiterentwicklung, die ich per Mail im letzten Herbst
geäussert habe, wurden in die neuste Version implementiert. Das schaffen
meist nicht mal grosse Softwarehäuser.
Fazit
Ich werde der Übersichtlichkeit halber wohl auch in Zukunft oft mit zwei
Powerbooks arbeiten. Aber nicht jeder hat zwei Laptops oder mag zwei Laptops
rumschleppen. Zusammen mit externer Harddisk, externem Wandler/Mixer, allen
Netzteilen und Kabeln füllt das Zeugs längst eine grosse Tasche.
DJ-1800 für mich im Moment die brauchbarste Alternative zu zwei Powerbooks.
Falls Megaseg das Tags-Problem löst, stehe ich vor einer schwierigen Wahl.
Und wenn Tractor DJ Studio das Tags-Troblem bereinigen würde, wäre auch
dieses eher teure Tool für mich eine interessante Alternative.
Eine Frage der Vernunft
Ich benütze nie neue Software oder ein Update an einer Milonga, ohne vorher
daheim bis zum Exzess getestet zu haben. Aussetzer oder Abstürze mitten in
einer Milonga sind ziemlich peinlich. Ich verlasse mich daher nie auf
digitale Technik.
Stets habe ich einen klanglich hochwertigen Discman oder einen CD-Player,
ein passendes Anschlusskabel für die Endstufe und ein Dutzend selbst
zusammengestellte CDs dabei. Ein funktionierendes Notfall-Szenario sollte
jeder TJ stets in der Tasche haben.
Gut aufgesetzte PCs, ganz egal ob Mac oder DOSe stürzen heute kaum mehr ab.
Aber deren Software kann abstürzen, nach wie vor - meist wird das der
unglücklichste Moment sein.
Dazu später mehr
Mit dem Thema Brummschleifen habe ich einige Erfahrungen gemacht. Und mit
den Geräten, die diese beheben sollen ebenfalls. Das Thema Sound Enhencement
halte ich für TJs für äusserst relevant. Das ist ein komplexe,
anspruchsvolle Materie. Wenn man mal beginnt, sich hinein zu knien, mutiert
man nach einigen Monaten zum angehenden Toningenieur. Zu beidem werde ich
mich in einigen Monaten wieder melden, falls Interesse besteht. Feedback
nicht nur willkommen, sondern erwünscht.
Christian Tobler - christian at gricel.ch
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